Hubert Fabian Kulterer
Dr. phil. der Universität Wien
Die Künstler*innen der Ausstellung
11.-28. November 1997
Bryin Abraham
James Adams
Günther Albien
AMI (Andrea Baumgartl, Michael Witte)
Giot Berger
Shaun Caton
Anke Cott
Stephan Deckert
Annette Domberger
Safy Etiel
Enno P. Gramberg
Gabriele Gutzmann
Stefan Hoenerloh
v. Hoetmar
Peder Iblher
Franz John
Kain Karawahn
Achim Kobe
Karsten Konrad
Alexander Koretzky
Illa Kunze-Holz
Michael Leifer
Klaus Mertens
Ben Middelkamp
Morelli
Nänzi
Nänzi und ihr Kunstprinz
Viktor Pavel
Cornelius Perino
Tyyne Claudia Pollmann
Alicja Schefferski
Roland Schefferski
Carola Scheil
Oliver Scholten
Egon Schrick
Hermann Theis
Uli Trepte
Christoph Wernhard
H.C. Wilp
Zhu Jinshi
Bryin Abraham
Ohne Titel, 1991
Life is an insult but enjoy it. This seems to be theme behind most of Bryin Abraham's wonderfully maniacal pen and ink drawings. Rendered in the blunt German tradition (the artist is half German and half American, dividing most of his time between the two countries); these drawings depict men sitting together with axes in their heads or daggers through their ears while maintaining friendly smiles on their faces; or even suicide by way of cutting one's own head off with a knife and continuing to smile like a mannequin. People are murdered and struggles with morality are won and lost within each drawing.
What is so endearing about these images is that they tempt our sense of humor while delivering a heavy psychological punch. Degradation, confusion, then violence with a smile. The span of Abraham's concocted character dilemmas range from juvenile to quite disturbing.
The ultimate achievement made in this body of work is in the simplicity in which it is rendered. An almost cartoonlike format allows easy pictoral readability. The mystery lies not in what is going on, but in why it is going on. These are the kind of refreshing questions raised which guarantee to propell the artist into the realm known as timeless.
David Walker, Los Angeles, 1991
In: BRYIN ABRAHAM, Drawings 1990-1991 Zeichnungen, Katalog. San Diego/Berlin, 1991/92
Anke Cott
Zavtrak, 1997, Digitaldruck auf PVC, 132 x 164 cm
"... Anke Cott arbeitet mit dem Computer, um ihre szenischen Bilder mittels dreidimensionaler Modellierung zu collagieren. Man kann ihre Leinwände als exemplarische Stills verstehen. In animierten Videos führt sie durch die bewegte Welt ihrer Räume, die auch unsere sind. Ein Erfordernis dieser Kultur scheint zu sein, dass man selbst zum Teil jener Räume wird. Eine Form der Assimilation, eine Nachahmung oder gar eine Mimikry, um seine soziale Integration zu erlangen und um der Einsamkeit zu entgehen. (...) - Cott's Figuren sind durchsetzt von den (Bild)Räumen, in denen sie statt haben. - What's the subject? ..."
Rainer Borgemeister
In Katalogbuch: Rainer Borgemeister: Lokomotive Denken. Hg. von Wolfgang Siano. Weidle Verlag. Bonn und Berlin, 2002
Peder Iblher
FREMDE/HEIMAT
FREMDE/HEIMAT (1996; 26 Bilder)
Die Identität der Kinderjahre wehrt sich vergebens gegen die umsichgreifenden politischen, kulturellen, ökonomischen und ökologischen Verwerfungen unserer Zeit.
Ikonen der Erinnerung, überkommener Rituale, privater Banalität, politischen Drucks, verstörten Gegenterrors - betulich eingerahmt in die liebgewordenen textilen Überreste unserer und anderer Heimaten.
Peder Iblher / tunguska index
Ausgehend von Malereien und Zeichnungen, die sich auf die Widergabe von Hell/Dunkel-Kontrasten konzentrierten, experimentierte Peder Iblher lange Zeit mit Rastern und fotografischen Effekten, bis er schließlich zur direkten Verwendung von Fotos und ihrer Manipulation mit fototechnischen Verfahren überging.
Unter dem Label tunguska index verarbeitet er seit einigen Jahren vorgefundenes Fotomaterial zu Bilderserien. Mit dem Computer montiert und verfremdet, ist jeder dieser Sequenzen eine spezifische Klangfarbe und Stimmung eigen, entsprechend dem darin behandelten Thema. Die Serien bestehen meist aus etwa 25 einzelnen Bildern, die in ihrer Reihung eine zusätzliche Spannung und Intensität entwickeln. Die in einheitlichem Format erstellten, häufig mit Textfragmenten versetzten Bilder werden auf den ersten Blick mit der Ästhetik von Plattencovern, Videoclips oder anderen Versatzstücken unserer Kommunikationskultur assoziiert. Doch hinter dem Kult der Oberfläche setzt die Wirkung einer beunruhigenden Tiefe ein: die Faszination unserer technologisierten Welt offenbart gleichzeitig deren Monstrosität. So sind die herbe Schönheit technischer Bauteile, verlassener U-Bahn-Katakomben oder von bunten Störungen überlagerte Satellitenfotos beispielhafte Sujets der Arbeiten.
Franz John
Battery Wagner, 1997, Digitaldruck auf Leinwand, Licht auf Beton, 250 x 350 cm
Military Eyes
A Camera Obscura Project in the Army Bunkers of the Golden Gate
San Francisco, 1996
"... Der Berliner Künstler Franz John arbeitete von Mai bis Juni 1996 als 'Artist in Residence' im Headlands Center for the Arts. Die Headlands selbst sind ein ehemaliges militärisches Sperrgebiet (von 1850 bis 1978) nördlich des Golden Gate. Von dieser strategisch wichtigen Position sollten die Bay Area und die Stadt San Francisco vor einem möglichen Angriff aus dem Pazifikraum geschützt werden. Während seines Aufenthalts in diesem Areal realisierte Franz John ein umfangreiches Camera Obscura Projekt in den ehemaligen Bunkeranlagen, indem er diese ihrer ursprünglichen Funktion enthob und zu überdimensionalen begehbaren Fotoapparaten umfunktionierte. Hierzu nutzte er die Sehschlitze der Bunkeranlagen als vorgegebene 'Linse', um die standardisierte Blickrichtung der Soldaten auf die Betonwände zu projizieren. Kopfunter wandern die Bilder über die Wand: Golden Gate, Pazifik, Nebelbänke mischen sich mit den farbigen Mustern der Graffities und Resten militärischer Installationen und schreiben so das Heute über das Gestern. Die in der Ausstellung zu sehende Arbeit ist somit kein manipuliertes Foto oder Montage, sondern Dokument einer Metarealität aus Licht und Beton. ..."
In: Pressetext zur Ausstellung Military Eyes von Franz John. Galerie Wolf, Berlin, 24.04.1998
Nänzi
Die Zahnbürsten-Lady, 1996
Gipsfigur, div. Materialien
Safy Etiel
My little Pony, 1993, Videoinstallation
"... Safy Etiel, dessen Videoinstallationen im Kunstmagazin art wohlwollend mit den Werken des japanischen Videopioniers Nam June Paik verglichen werden, setzt bunt, rabiat und erfinderisch Fetzen von Porno- und Kriegsfilmen, alten TV-Serien und obskuren Spielfilmen zusammen, nimmt hier etwas Sinn weg und fügt dort einen neuen dazu.
Sein erfolgreichstes, irritierendstes und bedrückendstes Exponat ziert die Gruppenausstellung „Zeitriß" in der Galerie Johnson & Johnson. Das 1993 entstandene „My little Pony" besteht aus drei überdimensionalen Holzschaukelpferden, in deren Nacken ein kleiner Bildschirm eingebaut ist. Gezeigt werden Videos über Kindesmißhandlung, von sexuellem Mißbrauch bis zur Kinderarbeit. Der bis zu charmanten Egomanie selbstbewußte Künstler „schaukelt" damit respektvoll ein schweres Thema.
Im Rahmen der „Zeitriß"-Ausstellung befinden sich Safys Pferde in der Nachbarschaft von Werken wie „The Bed-Ridden Chair", einer Performance von Shaun Caton und Jeroen Boschma zur Musik von C.O. Caspar. Diese drei „mutierten Überlebenden einer postapokalyptischen Gesellschaft" wollen in ihrer angeblich von geistesgestörten Patienten inspirierten Multimedia Aufführung „Die Kunst der Autopsie" vorführen - harter Stoff für moderne Menschen...."
Jenni Zylka
In: taz. Berlin, 15./16.11.1997
Rahmenprogramm
13. November 1997
Im Tor-Bogen zum Dritten Jahr-Tausend
Hubert Fabian Kulterer
und seine Python der
Intercontinentalen & Interplanetaren Kultur-Forschung
„Nur eine Armee von Künstlern und Wissenschaftlern kann unsere Kultur-Anliegen in Zukunft retten“
H.F.K.
14. November 1997
h. caspar - c.o.c.
Tat ist Ton
&
Toyoko Chigono, Tatsuya Koumazaki, Miroslaw Rajkowski
HIKARINO YURAGE
- a flicker of light -
15. November 1997
Jeroen Boschma & Shaun Caton
The Bed-Ridden Chair
Tableaux Vivant Performance
By Shaun Caton & Jeroen Boschma
Poems by Shaun Caton translated and with original music by C.O. Caspar
Photographic images created in association with Gavin S. Bennett
The Bed Ridden-Chair is a collaborative multi-media performance created by three artists over a 10 year period, through contact, exchange and creative intuition. The performers are the mutated survivors of some post-apocalyptic society. They inhabit a dark and dripping world of fractured visions and demented rituals, uneasily cohabiting a polluted patch of ground, performing a last defiant cultural lobotomy on tiny fragments of BEING.
The Bed-Ridden Chair is an expressionistic distorted mirror image of contemporary life, a rich visual bombardment of unique and dynamic imagery which feeds from the art of the past (the tapestries of the Middle Ages) and pays homage to the spirit of German ANGST in painting this century. ENTER A WORLD OF VIRTUAL UNREALITY. Plunge headfirst into the radical and primordial performance at the end of the 20th century. THIS IS THE ART OF AUTOPSY - THIS IS THE PERFORMANCE OF PATHOLOGICAL STATES. The poems of Shaun Caton have been translated and set to the enigmatic and metamorphic music of C.O. Caspar, the distinguished Berlin sound performance artist. The poems reflect upon a spectral MEDITATIO MORITS and evince a strange atmosphere of infinite psychic transference. Working with Shaun Caton is the Dutch performance artist, Jeroen Boschma (who first presented Caton's work at his DNA Galerie, Arnhem, 1988). The two have collaborated on four previous performances, „BLOOMING BODIES" Galerie Paradise Regained, Rotterdam (1988) „VULGAR VESSELÖS" Popular Theatre Rotterdam, The Metropolitan Hospital London, The Zap Club Brighton (1994).
The Bed-Ridden Chair was initially suggested to Shaun Caton by a patient in the hospital ward (for people with head injuries) where he works part-time in London. This was later developed as a theme through many small paintings and drawings which form a dialogue between the performers, creating the possibility for cross-fertilisation. Close up stills were taken of a large painting overlaid with performance relics which relate specifically to images in the poems. Many of the components of the performance have been inspired by remembered dream fragments recorded meticulously in diaries over a 15 year period, often alluding to childhood memories and reinvented dream film memories, exaggerated story telling etc...Dream material has been the structure for most of the artists' work together.
20. November 1987
M. Kesting - Cornelius Perino - R. Malte
UPSIDE AND DOWN
C. PERINO: REDNER
M. KESTING: SCHLAGZEUG
R. MALTE: BASS
UPSIDE AND DOWN IST EIN VORTRAG ÜBER DIE VERHERRLICHUNG VON GEWALT UND DEKADENZ IN DEN MEDIEN UND DIE DAMIT VERBUNDENEN MACHTFANTASIEN DER MENSCHEN.DIE PERFORMANCE GLIEDERT SICH IN ZWEI TEILE: DER REDNER BETRITT DIE BÜHNE UND STELLT SICH VOR DAS REDNERPULT. ES BEGINNT EINE VIDEOPROJEKTION AUF EINER 300 x 250 CM GROSSEN LEINWAND VON WERBE- SPORTGEWALT- UND SEX CUTS IN SCHNELLER REIHENFOLGE, UNTERBROCHEN VON ABGEFILMTEN PYROTECHNISCHEN EFFEKTEN. SOBALD DIE PROJEKTION BEENDEET IST WIRD DIE AUFHÄNGUNG DER LEINWAND GESPRENGT UND SIE FÄLLT IN SICH ZUSAMMEN. DER SCHLAGZEUGER UND DER BASSGITTARIST WERDEN SICHTBAR UND BEGINNEN MIT EINEM
RUHIGEN, GROOVIGEN SOUND. DER REDNER BEGINNT ZU DIESEM SOUND ÜBER EIN SPEZIALINSTRUMENT, IN VERBINDUNG MIT EINER TALKBOX, SEINEN VORTRAG. ES ENTSTEHT EIN WECHSELSPIEL ZWISCHEN DEM REDNER UND DEN MUSIKERN.
Cornelius Perino
In: Informationstext zur Performance. Berlin, 1997
21. November 1997
Uli Trepte
Modal Minor Constant Structure Blues
Uli Trepte begann seine musikalische Karriere 1966 als Bassist und Gründungsmitglied des IRENE SCHWEIZER TRIOS (Free Jazz) wie der Free-Rock Gruppe GURU GURU (in deren Rahmen resp. dessen Zeitraum er mit Musikern wie YUSEF LATEEF, GATO BARBIERI, BARNEY WILEN, MAL WALDRON und JOHN MCLAUGHLIN spielte), war danach unter anderem bei den Progressive Rockbands NEU!, FAUST sowie KICKBIT INFORMATION, leitete von 75-84 seine eigene totale Gruppe SPACEBOX und lebte seit 85 als multimedialer Künstler in Berlin.
22. November 1997
Hexer
(Robert Junge, Thomas Wagner, Yref)
&
Hartwig Nickola
Bassmaniküre
Video
28. November 1997
H.C. Wilp
Abschlussveranstaltung Zeitriß
28. November 1997
mirjam lehnert
zeitgerissen
und
Hubert Fabian Kulterer
Unsere unendliche Python der Inter-Continentalen Cultur-Forschung
„Die vielen Schlangen sind nicht alle böse, nur die Menschen sind böse, die sie schlecht behandeln"
H.F.K.
Oliver Scholten
Zeitriß, 1996/97, Videoinstallation